Politik und Staat

   

  Briefentwurf Max Plancks vom 10. Oktober 1938 an die jüdischen Mitglieder der Akademie A. Goldschmidt, E. Norden und I. Schur, in dem er ihnen den "freiwilligen" Austritt nahelegte: "Hochverehrter Herr Kollege! Ich erfülle eine ernste Amtspflicht, wenn ich Ihnen davon Kenntnis gebe, daß der vorgeordnete Herr Minister in einem heute eingegangenen Erlaß die Akademie zu einer den Grundauffassungen des gegenwärtigen staatlichen und geistigen Lebens entsprechenden Umgestaltung ihrer Satzungen auffordert. Im einzelnen wünsche der Hr. Minister unter anderem, daß für die ordentlichen Mitglieder der Akademie das Erfordernis der Eigenschaft als Reichsbürger auch satzungsmäßig festgelegt wird. ... Ich glaube, Ihnen, Hochverehrter Hr. Kollege einen Dienst zu erweisen, wenn ich Ihnen von diesem Ministerialerlaß schon vor seiner Vorlegung in der nächsten Akademiesitzung Mitteilung mache, und darf Ihrer Entschließung entgegensehen.
  Plancks Wirken hat nicht oft den engen Bereich der Wissenschaft überschritten. Die wissenschaftsleitenden Funktionen und das öffentliches Auftreten machten ihn dennoch zu einer Persönlichkeit der politischen Öffentlichkeit. Seine politischen Auffassungen und sein Selbstverständnis wurzelten im Kaiserreich. Sie waren durch eine konservative, staatstreue Grundeinstellung und ein naives Politikverständnis geprägt.

Diese Haltung führte bei Planck im Sommer 1914 zur Heroisierung des Ersten Weltkrieg; ebenso gehörte er zu den Unterzeichnern des berüchtigten "Aufrufes an die Kulturwelt", in dem die intellektuelle Elite Deutschlands den deutschen Militarismus mit dem Schutz deutscher Kultur legitimierte. Später hat Planck zu differenzierteren Einstellungen gefunden und sich insbesondere dafür eingesetzt, daß die internationalen Wissenschaftsbeziehungen keine irreparablen Schäden durch Krieg und politische Intoleranz erfahren sollten.

Wie die meisten seiner Professorenkollegen hatte Planck zur Weimarer Republik ein zwiespältiges Verhältnis. Er war "Vernunftrepublikaner". Als solcher stand er 1933 Hitlers Machtübernahme weitgehend ratlos gegenüber. Die nationalsozialistische Entlassungspolitik und andere Willkürmaßnahmen wurden von ihm ohne öffentlichen Protest hingenommen. Allerdings bemühte er sich, individuelle Lösungen für vertriebene Kollegen zu finden und hinter den Kulissen für die Erhaltung wissenschaftlicher Freiräume zu agieren. Kompromißbereitschaft und Zivilcourage prägten Plancks Verhalten im Dritten Reich. Der Ruhm und die Integrität seiner Persönlichkeit halfen zwar, einige nationalsozialistische Willkürmaßnahmen zu mildern, doch wurde beides gleichzeitg für die politischen Zwecke des Dritten Reiches vereinnahmt und benutzt.

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  "Er hat sich bemüht, zu mildern, wo er konnte und er hat in seinen Handlungen und Worten keinerlei Kompromisse gemacht... Und trotzdem... ich wäre auch als Goj unter solchen Umständen nicht Präsident der Akademie und der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft geblieben..."
Albert Einstein, 1934


Einladung zur Gedenkfeier für den 1934 in der Emigration verstorbenen Fritz Haber. Als das Reichs-Erziehungsministerium seinen Beamten die Teilnahme verbot, kommentierte Planck dies mit den Worten: "Diese Feier werde ich machen, außer man holt mich mit der Polizei heraus."