Theoretischer Physiker
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Als Max Planck im Jahre 1889 die Professur für Theoretische Physik an der Berliner Universität übernahm, stand das Fach im Schatten seiner großen Schwester, der Experimentalphysik. Viele Physikerkollegen hielten das Fach "eigentlich für ziemlich überflüssig". Ein halbes Jahrhundert später hatte sich die Situation völlig gewandelt. Die Theorie war nun die Leitdisziplin in der physikalischen Forschung, und die Experimentalphysiker klagten über einen Mangel an Sozialprestige und wissenschaftlicher Anerkennung.
Max Planck hat diesen Wandel vom geduldeten Privatdozentenfach zur Jahrhundertwissenschaft nicht nur begleitet, sondern durch sein Schaffen nachhaltig mitbestimmt. Neben seinen Forschungen zur Thermodynamik und Wärmestrahlungstheorie verdient insbesondere sein Beitrag zur Speziellen Relativitästheorie Erwähnung. Anknüpfend an Einsteins Arbeiten gab Planck die erste vollständige relativistische Darstellung der Prinzipien der Mechanik und wurde zu einem engagierten Förderer des jungen Einstein. über die Exzellenz seiner Forschungsleistungen hinaus hat Planck die Entwicklung und die allgemeine Anerkennung der theoretischen Physik durch seinen wissenschaftspolitischen Einfluß und sein pädagogisches Wirken beeinflußt. Beispielsweise geht auf ihn die Institutionalisierung einer mehrsemestrigen Kursvorlesung zurück, die zum Kanon jeder Physikausbildung wurde.
Max Planck war ein erfolgreicher, doch keineswegs glänzender akademischer Lehrer. Seine Studenten rühmten zwar die Klarheit seiner Darstellung, doch beklagten sie häufig einen Mangel an Lebendigkeit. Im Gegensatz zu anderen Leitfiguren der theoretischen Physik - etwa Arnold Sommerfeld in München - wurde Planck nicht der Kopf einer bedeutenden Physikerschule; auch blieb die Zahl der Studenten, die unter seiner unmittelbaren Anleitung promovierten, erstaunlich klein. Allerdings haben sie das, was an Quantität fehlte, durch Qualität ersetzen können - unter ihnen sind beispielsweise die Nobelpreisträger Walther Bothe und Max von Laue. |
"Theoretische Physik, das ist ja ein ganz schönes Fach... aber grundsätzlich Neues werden sie darin kaum mehr leisten können." Ph.v. Jolly zu M. Planck, 1874 |